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Jetzt macht’s Penck!

Das bisherige Art’otel heißt ab sofort Penck-Hotel. Der neue Direktor Antoni Knobloch setzt voll auf die Kunst-Karte.

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© Sven Ellger

Von Henry Berndt

So manch ein Hotelgast wird vielleicht morgens aufmachen und erst einmal vor diesem schwarzen Männlein erschrecken, dass da am Fußende des Bettes steht. Der „Penck-Mann“, wie Antoni Knobloch ihn so inoffiziell wie liebevoll nennt, soll das neue optische Highlight in den Zimmern des Vier-Sterne-Hotels werden, das seit 1996 unter dem Namen Art’otel firmierte. Gemeint ist das mit dem großen, nackten „Penck-Mann“ auf dem Dach. Offiziell trägt die 2,5 Tonnen schwere Bronzeplastik übrigens den wunderbaren Namen „Standart T (x)“ und wurde vom im vergangenen Jahr verstorbenen Maler und Bildhauer A. R. Penck erschaffen.

Seit Mittwoch ist das Hotel an der Ostra-Allee nach Penck benannt und sein Männchen soll im Zwei-Meter-Format auch in den Zimmern als Erkennungssymbol dienen. Der Clou: In der Brust der Holzfigur wird der Fernseher integriert, in den Rumpf die Minibar. Kunst trifft Funktion. So in etwa könnte das Motto des neuen alten Hotels zusammengefasst werden. Der Herr über dieses Projekt ist in Dresden kein Unbekannter: Antoni Knobloch leitete bis jetzt die Ibis-Hotels an der Prager Straße. Jetzt sagt der 49-jährige Ur-Dresdner: Nach zehn Jahren ist es Zeit für eine neue Herausforderung. Das Konzept rund um das Penck-Hotel hat mich von Anfang an überzeugt.“ Auch wenn er sein Direktorenzimmer mit Blick in die Lobby noch nicht bezogen hat, geht er schon seit einigen Wochen hier ein und aus und bereitet die Verwandlung des Hauses vor, die an die Substanz gehen wird, ohne die grundsätzliche Idee eines Kunst atmenden Hotels zu verwerfen. „Im Gegenteil“, sagt Knobloch. „Das ist unsere Nische auf dem schweren Hotelmarkt in Dresden, und dieses Alleinstellungsmerkmal wollen wir künftig noch stärken ausnutzen.“

„Brüche machen es interessant“

Denn mal im Ernst: Wer kennt denn bis jetzt schon die „Kunsthalle Dresden“, das 600 Quadratmeter große Prunkstück des Hotels? Im halbjährigen Wechsel ist hier im wahrsten Wortsinne große Kunst verschiedener Künstler zu sehen. Gleichzeitig wird der Saal als einzigartiger Tagesraum angeboten, in dem sich niemand über zu wenig kreativen Input beschweren dürfte.

Dominiert wird das Hotel ansonsten von mehr als 700 Werken von A. R. Penck, der 1939 als Ralf Winkler in Dresden geboren wurde und zu einem der größten zeitgenössischen Künstler aufstieg. In jedem Standardzimmer des Hotels hängen zwei seiner Originale. Unschätzbare Werte.

Genau wie der schwarze Mann auf dem Dach werden auch die Bilder bleiben, auch wenn ab sofort das Hotel grundlegend renoviert und umgestaltet wird. „Vor 20 Jahren war das Haus noch in vielen Belangen seiner Zeit voraus“, sagt Knobloch. Seitdem sei aber nicht mehr viel passiert. Jetzt aber dafür so richtig: Neues Foyer, neue Böden, neue Betten, neue Technik. Alles im laufenden Betrieb, wohlgemerkt. Zumindest äußerlich nimmt Antoni Knobloch diese Herausforderung gelassen.

Von der Hotelkette Park Plaza geht der Betrieb des Hauses am 1. August direkt an den Eigentümer über, die Berliner Immobiliengruppe Gaedeke & Sons. Er freue sich darauf, ihre Vorstellungen umsetzen, sich dabei aber auch als erster Mann vor Ort mit all seiner Erfahrung mehr einbringen zu können, als das in einer Hotelkette möglich wäre. Sein „super Team“ konnte er sich schon mal selbst zusammenstellen, wobei er niemanden aus der bisherigen Belegschaft vor die Tür setzen musste. Passend zu einer „neuen Philosophie“ wurden alle ausgelagerten Abteilungen des Hotels wieder zurück ins Haus geholt. Inklusive Buchhaltung und Reservierung. Keine Frage, Entscheidungen wie diese bereiten Knobloch Freude. Ohne, dass er es sagt, spürt man, dass dies eine besondere Station seiner langen Hotelkarriere wird. Nach seiner Ausbildung als Restaurantfachmann und Jobs als Restaurantleiter studierte er Mitte der 90er noch mal Hotelmanagement in Leipzig. Dort bekam er 2002 auch seine erste Direktorenstelle. Erfahrungen sammelte er zudem in Österreich und England, bevor es ihn zurück nach Dresden und zu den Ibis-Hotels zog. Nun der nächste Schritt zum Penck-Hotel. „Man könnte meinen, von 1 000 Zimmern auf 174 sei ein Abstieg“, sinniert Knobloch, „aber solche Brüche machen es doch erst interessant.“ Sein neues Team habe für ihn oberste Priorität. „Ich weiß, dass wir hier gemeinsam etwas schaffen können“, sagt er.

Er wird seinen Teil dazu beitragen, ohne sich blind in die Arbeit zu stürzen. Das habe ihn nämlich schon eine Ehe gekostet. Längst hat er sich mit seiner neuen Lebensgefährtin ein neues Leben in Pirna aufgebaut. Gemeinsam haben die beiden sechsjährige Zwillinge. Dieses Glück will er trotz aller Motivation nicht mehr aufs Spiel setzen. Und auch das ist eine Kunst.